|
Fahrbericht im 996GT3-MR auf der Nordschleife des Nürburgrings
- Dank an Kurt Grossmann -
Teil I: 13.15 Uhr 14:45 Uhr, "in den heiligen Hallen" : Sieht alles sehr aufgeräumt, ordentlich und sauber aus. Das Auto war fertig, meine Ohren hörten den Startvorgang, dank der Nockenwellen war keine Rede von ruhigem Leerlauf. Dieses Geräusch macht jeder Rennmotor, der wassergekühlte 3.6L brabbelte fröhlich vor sich hin ohne abzusterben. 17:00 Uhr Ein quietschen der Bremsen kündigt den GT3 mit vollem Bauch an. 17:30 Uhr 17:45 Uhr 18:00 Uhr Beindruckende 2 Runden, stramm gefahren, aber nicht am Limit, Kurt meckert über den Grip, das Auto liegt nicht perfekt in Linkskurven, wir sind uns einig: er taucht hinten zuviel ein, ist "nervös" auf der Hinterachse, dann Rausfahrt auf den Parkplatz. 18:20 Uhr Und nun war ich alleine mit mir, einem fremden GT3 und dieser Rennstrecke. Es ist 18:23 als Kurt das letzte Bild schießt bevor ich an der Schranke meine Karte löse. Mist, bin angeschnallt wie eine Ölsardine in der geschlossenen Dose und komme prompt nicht an den Automaten (Arme zu kurz). Er springt sofort wieder an, und es kann losgehen: 1.Gang, 2000 Touren, 2.Gang, leichtes "wippen" beim umfahren der Pylonenschikane, dann vorsichtiges Gas geben, erstmal weg von den Phon-Wächtern ... Unter der Brücke durch, langsames Hochbeschleunigen, bei jedem nächst höherem Gang mehr Drehzahl. Völlig leicht zu lenken, zu leicht ? wo ist die Strasse, ich kann sie nicht "fühlen". Anbremsen aus dem 5. runter in den 2., ein Kinderspiel diese Gangschaltung, kurze Wege, sehr leicht zu schalten, Kupplungsfuß fühlt kaum Gegendruck. Umfahren der scharfen Rechtskurve an der alten Auffahrt Nordschleife. Test des Beschleunigens aus 2.Gang bis 7000U/min in den 3., "der geht ja Klasse, wie sauber der Gas annimmt ohne den "Überbums eines aufgeladenen" aber kontinuierlich gut, abbremsen und merken die Reifen sind zu kalt. Bei der nächsten links brauche ich allen Platz bis an die Curbs. Es geht alles so leicht, aber ich kann nicht richtig fühlen was die
Vorderachse macht. Dann hinter "Ausgang Hocheichen" der Versuch das Auto durch zu beschleunigen, jetzt zeigt er was los ist: ER schreit sein Vergnügen auf die Strecke, ich hab das Fenster 4-5cm auf, was für ein Feeling, er will Drehzahl, bis 8.200 U/min geht der Biss. Runter durch die Senke, über den welligen Belag der Brücke, ich muss "lupfen", vorm Überfliegen der Kuppe Flugplatz merkt man den Anpressdruck des Frontspoilers. Ein beherzter Tritt in die 350mm und 6Kolben-Bremse und ich spüre keine Instabilität, völlig ruhig der GT3. Natürlich habe ich das Lenkrad gerade, weil: Mein Turbo hat sich hier immer ziemlich schlecht benommen, wollte mit der Schnauze immer im gleichen Winkel weiter wie die "Anfahrt" steil ist. Aber hier, mein Vertrauen wächst. Ich "fliege" über die sich öffnenden Kurven Höhe Flugplatz II und bin mit Vollast Richtung Schwedenkreuz unterwegs. Ich kann es nicht beschreiben: ER schreit und will mehr, aber es ist nicht mein Auto und ich will nicht in den Begrenzer, weiß
nicht genau wo er ist, schalte punktgenau und diszipliniert bei 8.200 (soweit ich das bei den Schlägen erkennen kann) und freue mich
über einen Tempozuwachs, den ich so noch nicht kennen gelernt habe. Vollbremsung ungünstig innen rechts in die Arembergkurve, öffne die Lenkung und lass mich unter 75% beschleunigen bis fast an die Curbs treiben, nehme sie leicht mit und jetzt kommt es: Richtung Fuchsröhre, wer´s nicht kennt: Gefälle, 400 PS und ein einsamer Jäger der nichts kaputt machen möchte, aber dessen Herz
schreit vor Vergnügen. Der Auspuff brüllt im 3.Gang unter der Brücke, komme mit Schalten gut nach, das Auto lässt sich mit einer
spielerischen Gelassenheit über die Curbs zirkeln, rechts, links, rechts, links, lupfen, Hintern zusammenkneifen, ganz außen rechts
angefahren, Lenkung geht schwerer, der Grip ist unnormal und durch die Senke. Ich hatte soviel Vertrauen in dieses Auto, bin für 3-4 Sekunden quer (ca.90°Lenkradeinschlag) die Anfahrt zum Karussell hoch, habe mit den Fliehkräften das Auto gefühlt und hatte einen Riesen Spaß. Dieser GT3, optimiert von Manthey-Racing, zeigt die hohe Kunst des Automobilbaus. Ich bin schlichtweg begeistert. Habe die Kamerazeit
verglichen mit meiner Uhr und dem letzten Foto vor der Auffahrt. Ich wollte und habe keine Zeit gemessen, aber 8:20 adhoc, mit "Bummeln"
am Start, kennen lernen eines fremden Autos. G E I L !!! Jetzt erst weiß ich, was ich für eine Krücke fahre. Meine Hochachtung, laut Kurt ist das Auto noch nicht perfekt, aber jetzt schon furchtbar schnell, es hat mir meine Grenzen bezüglich Wahrnehmungsfähigkeit gezeigt ! Wenn ich das schätzen darf: Wir alle müssen ein wenig umdenken, frozzeln hin frozzeln her: ich bin ausgestiegen und hatte nicht eine Schweißperle auf der Stirn, zog die Handschuhe aus: trocken, zog den Helm aus, leicht feuchtes Haar, mehr nicht. Ein Kinderspiel, damit ist jeder schnell !!! Fazit: Gerne wieder, auch öfter, wenn ich mir mehr Kondition antrainiert habe. Lieber Kurt, der Du das hier vielleicht irgendwann lesen wirst: DANKE ! wie viel Vertrauen muss ein Mensch haben um so eine Waffe in "fremde" Hände zu geben ? tief beeindruckt und mit sportlichen Grüßen an alle Luft- und Wassergekühlten, Dieter |
Teil II: weil´s so schön war ... wo waren wir ? AdenauerForst ! Höhe Metgesfeld kommt die Stelle die ich nicht mag: die Strecke fällt ab und biegt nach links, mir ist leicht mulmig, habe hier immer
das Gefühl zu schnell zu sein, befinde mich Ende 4.Gang, bremse hart an bevor es "runter" geht, aber der GT3 reagiert millimetergenau,
ein Präzisionsinstrument !! Nun wieder eine doppelte (dreifache?) leichte Rechts mit Gefälle nach außen, meine Hintern verkrampft sich leicht, aber seit 1979
macht er das immer hier, der GT3 zeigt sich unbeeindruckt. Zieht mit mir durch die Kurven wie an einem Lineal. Der mittlerweile aufgebaute Grip beutelt meinen untrainierten Körper sehr, merke ich bin nicht fit genug für ein Rennen. Über die Brücke, anbremsen vor der scharfen Rechts (in der mein Turbo mal furchtbar quer stand) und rauf den Berg. Ich vermisse den Turbo, hier fehlt dem Sauger das Drehmoment. Ich verhungere nicht, 400PS sind schon okay, aber man ist versaut fürs Leben wenn man mal diesen Schub erleben durfte. Kurt´s GT3 schreit an die "Exmühle" rauf und nimmt jeden Gang als wäre es ein schnelles Automatikgetriebe, Superanschluß und echter
Vortrieb, auch wenn das Gewicht mit Fahrer wohl so 1300-und-Kg sein dürfte. Wir wedeln mit singenden Reifen leicht links rüber und lenken so spät es geht ein, hab das Gefühl es war immer noch zu früh. Der GT3 reagiert wie ein Gokart, exakt, punktgenau, das Unibalfahrwerk ist ein Gedicht. Das Auto zeigt hier wieder sein Potential, wir fliegen förmlich durch´s Kesselchen, in der Mitte der Bahn bekommt ich eine kurze Pause, es geht fast nur "geradeaus". Was sind wir schnell, Beschleunigung pur, egal welcher Gang, dieser Geschwindigkeitszuwachs jenseits von 200 ist frappierend. CW-Wert ? was ist das ? Ich muss lupfen, Doppellinks, schon durch, der Motor giert nach mehr, höre durch den Helm nur noch "Krawall" vom Wind, wir sind Ende Kesselchen, nehme Dampf raus, habe Respekt vor einer dieser uneinsehbaren Bergauf-Linkskurven mit Gefälle nach außen, aber es geht besser als ich dachte. Mein Vertrauen wächst weiter. Dann Fahrseitenwechsel nach Links für die Klostertalrechts, eine schnelle Stelle in der schon mal ein Bus auftaucht. Aber wir sind
alleine. Volles Anbremsen vor der Steilstrecke zum Karussell, durch die 6-Punktgurte bin ich eins mit dem GT3 und treib ihn unter voller
Beschleunigung durch die scharfe rechts. Was ein SPASS !!! Ich freue mich wie ein Schneekönig über dieses Sportgerät, welches an Exaktheit kaum zu toppen ist. Dann Karussell, anbremsen,
einbiegen, kratzen des Frontspoilers, ich versuche vorsichtig durchzufahren, das Fahrwerk schüttelt mich kaum durch, bin verwundert,
Gedanken wie Luftdruck okay ? Ganz rechts rüber um mit Schwung das steile Stück rauf um sofort in die enge Rechtskurve einzubiegen. Wie der GT3 gehorcht ist unglaublich, ich kann nicht so schnell schreiben wir wir uns hier durch pilotieren. Wieder scharfe Rechts, kurzer Gasstoß, bremsen, das Geschlängel kann man nicht beschreiben, es geht alles so schnell und so einfach, wie an einer Schnur gezogen. Der GT3 kann schneller durch die Kurven als ich, denke ich komme mit Lenken und Bremsen und Beschleunigen kaum nach ... räuber an einer Stelle über die hier flachen Curbs, fliege über die Kuppe Wippermann. Die letzte enge Links vorm Brünnchen hat´s in sich. Sie fällt NS-typisch nach außen ab, es geht bergab und man ist hier oft zu schnell, Danke an die 350mm-Bremse, ohne Fading nimmt sie alles an was ich will. Und einlenken, erkenne ein paar Zuschauer mit Kamera und bin schon durch, 2x rechts, treffe mit schlingern sauber die scharfe Links "Eiskurve", der GT3 will weg, aber die folgende leichte rechts stabilisiert. Im Blindflug über die Kuppe runter in den Pflanzgarten. Der GT3 baut Speed auf und ich fange ihn kurz vor der Kuppe ab, runter und wieder anbremsen, zuviel gebremst, das geht besser, dem Grip habe ich hier nicht getraut. Die dann schnelle Rechts geht in einen Blindflug über, der eine Kuppe mit anschließendem fiesen bergab-Links weiterführt. Habe den GT3 gerade gestellt, was auch gut ist, das Lenkrad wird leicht, der Magen auch, habe das Gefühl wir fliegen. Dann runter mit riesen Grip durch das Geschlängel Richtung Schwalbenschwanz. Der GT3 lässt nicht nach, aber ich. Die letzten 2 Rechtskurven und der GT3 und ich, wir schreien die Döttingerhöhe Richtung Ausfahrt hoch. Kurz im 6.Gang, dann anbremsen und im 3.Gang rollen lassen bis zur Ausfahrt. Kurt und ein Streckenposten erwarten mich an dem Ausfahrts-Tor. Sehe Kurt´s Lächeln, ich glaub ihm ist jetzt wohler, kein Kratzer am Auto, der Streckenposten lächelt, als ich sage " Feierabend ? bin 2 Minuten zu spät " und wir grinsen alle während leichte Rauchwolken aus den Radhäusern steigen. Was für ein Auto ... ein glücklicher Dieter :-) THE END |
Technische Details: Hier im einzelnen die Änderungen des GT3 vom Serienstand 2000 ( Umbau von Manthey Racing ):-Ansaugung geändert, |